Wir wollen mit Zyklus- und Reproduktions-Wissen gegen Teenager-Schwangerschaften und weibliche Genitalverstümmelung ankämpfen

Unsere Kooperation mit WDC: The water and development committee

Im Mai 2023 starteten wir mit der RAIN WORKERS-Ausbildung von 15 künftigen Multiplikator*innen der etablierten somalischen NGO WDC. Das Beginners-Training fand in Nairobi / Kenia statt, im Bezirk Eastleigh statt, wo vor allem Somalis leben. WDC selbst ist vorwiegend im Südwesten Somalias. Die künftigen RAIN WORKERS, die von den Trainer*innen Margaret Weithea-Bachlechner und Gabriel Maina betreut wurden, möchten beitragen, dass Teenager-Schwangerschaften und weibliche Genitalverstümmelung von Mädchen verringert werden, und dass sich Zyklus- und Reproduktions-Wissen und -Bewusstsein bei Frauen udn Männern vervielfacht! (Seit Anfang 2024 sind wir THE RAIN WORKERS, Netzwerk für Sexuelle und Reproduktive Gesundheit. Dieses Projekt fand vor der Namensänderung statt. RAIN WORKERS und Trainingsmaterialien tragen daher noch das Aktion Regen Logo.)

Herausforderungen für die künftigen RAIN WORKERS in Südwest Somalia

Frauen- und Kinderrechte sind durch patriarchale Strukturen weitgehend unbekannt

Zykluswissen und Fruchtbarkeitsbewusstsein sind kaum oder falsch vorhanden

Gesellschaftliche Unkenntnis über Verhütungsmethoden und religiös motivierte Ablehnung des Kondoms

Wir können unser Wissen aus dieser wichtigen Ausbildung verbessern und in Somalia an diejenigen weitergeben, die nicht aufgeklärt bzw. diesem Wissen ignorant gegenüber sind. Sehr gerne wollen wir Sensibilisierungen in Somalia in immer mehr Gebieten durchführen, der Bedarf ist so hoch. Bisher sind wir leider nur in einer Region aktiv [im Südwesten, Anm.].

Hassan Ali Issak, Executive Director von WDC

Neugierde und Hürden in der WDC-Ausbildung

15 wissbegierige Frauen und Männer starteten die RAIN WORKERs-Ausbildung

10 Frauen und 5 Männer durchliefen im Mai 2023 die 5-tägige Basisausbildung für RAIN WORKERS. Die somalische NGO, die im Südwesten Somalias aktiv ist, hat eine Dependance in Nairobi, im Bezirk Eastleigh, wo eine starke somalische Community lebt. Bis zur Südwest-somalischen Grenze sind es 'nur' ca 550 km. Die Teilnehmer*innen waren zwischen 20 und 65 Jahren alt und hatten unterschiedlichen Bildungshintergrund; unter ihnen waren vorwiegend Koranlehrer*innen, jedoch auch drei Hebammen. Die patriarchal geprägte somalische Gesellschaft und große Sprachbarrieren wirkten sich hemmend auf Training und Gruppendynamik aus: da sowohl Englisch als auch Swahili-Kenntnisse kaum vorhanden waren, mussten Margaret und Gabriel rasch einen Somali-Dolmetscher organisieren. Dennoch waren Schüchternheit und Zurückhaltung in den Diskussionen oft sehr stark; Hintergrund ist, dass Frauen und Männer es nicht gewohnt sind, öffentlich gemeinsam an z.B. einer Ausbildung zu partizipieren oder gar zu argumentieren. So fiel es der Gruppe enorm schwer, die Genitalkomplexe zu zeichnen, zu beschriften und untereinander darüber zu sprechen.

Snhaltliche Chancen & Herausforderungen

DIe Teilnehmer*innen waren enorm wissbegierig - Margaret und Gabriel hatten den Eindruck, dass sie derartioges Wissen, wie es über 'Knowledge as a Chance' vermittelt wird, nicht kannten. Großes Interesse herrschte vor allem an Fertilitäts- und Zykluswissen. Kam es zu den Inhalten von Verhütungsmethoden, öffnete sich gar eine Frau und erzählte von ihrem Implantat und übverraschte die anwesenden Männer, für die dieses Thema neu war. Das Kondom hingegen wurde sehr defensiv besprochen, denn in der muslimischen Glaubensgemeinschaft bestehen große Zweifel und Ablehnung. Herausfordernd war, den verfestigten 'Glaube' an die Wirksamkeit einer langen Stillzeit auf geplante Schwangerschaftsabstände zu brechen. Der Koran schreibe vor, dass jedes Kind 2 Jahre gestillt werden solle - diese Vorgabe suggeriert ebenfalls, dass Frauen dann 2 Jahre lang nicht schwanger werden könnten. Dies ist fachlich falsch und hinsichtlich Familien- /Schwangerschaftsplanung für künftige RAIN WORKERS wichtig zu wissen.

Es war sehr schwierig ein Klima zu erzeugen, dass die Teilnehmer*innen sich frei und sicher fühlten, um über intime körperliche Themen zu sprechen. Das Zeichnen der Genitalorgane und das Benennen in Somali kostete viel Zeit und Überwindung. Ich bin umso mehr erleichtert, dass dem Großteil der Gruppe dieser "Entwicklungsschritt" gelungen ist und einige sogar öffentlich, vor den anderen frei über das Genitalorgan des eigenen Geschlechtes sprechen, dies präsentieren konnten. Das stimmt mich zuversichtlich, dass nach entsprechender Übungszeit diese Frauen und Männer das Zeug zu guten RAIN WORKERS haben.

Margaret Weithea-Bachlchner, Leiterin East Africa Mobile Office und RAIN WORKER-Trainerin

Senschenrechte, Frauenrechte, Kinderrechte...

Ernüchternd für die Trainer*innen war das vermeintliche Desinteresse am Themenkomplex der Menschenrechte. Vor dem Hintergrund der starren patriarchalen Gesellschaftsstrukturen, die in Somalia vorherrschen, ist dies erklärbar - da diese internationalen Normen teilweise im täglichen Leben keine Rolle spielen. Das zu 100% muslimische Land orientiert sich in der Lebensführung der Menschen am Islam, ergänzt durch weitere kulturelle Traditionen. Für Frauen und Kinder hat dies zur Folge, dass sie in vielen Lebensbereichen eingeschränkt und ohne Selbstbestimmungs- oder Entscheidungsrechte sind. Der Alphabetisierungssgrad liegt bei nicht einmal 40% - wobei Männer deutlich mehr Schulbildung als Frauen haben. Nur 25% der Frauen können lesen oder Schreiben. Auch im RAIN WORKER-Basistraining haben sich die verschiedenen Bildungsniveaus nachteilig ausgewirkt - Lesen oder Schreiben war nicht bei allen eine sattelfeste Fertigkeit. Üblicherweise ist das eine Pflichtvoraussetzung für RAIN WORKERS - hier zeigte sich, dass in den Vorgesprächen und Planungsmeetings mit der WDC-Leitung unterschiedliche Ansichten von unserer Anforderung eines guten 'Bildungsgrades' bestanden. Wir lernen laufend dazu..

Weibliche Genitalverstümmelung - eine große Challenge

Nach entsprechender inhaltlicher Vorbereitung folgt gegen Ende der Ausbildungswoche immer der sensible Themenbereich der Genitalverstümmelung. Die Wichtigkeit der Kenntnis und Aufklärung über die menschenrechtswidrige Praktik ist in Somalia von besonders großer Bedeutung - hat dieses Land doch mit 98 Prozent eine der weltweit höchsten Raten der weiblichen Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation – FGM). Für die RAIN WORKERS in Ausbildung bedeutet dies, dass wir davon ausgehen können, dass jede der Frauen selbst Betroffene ist. Naturgemäß wurde die Stimmung be dem Thema FGM von bereits vertrauensvoll und relativ locker wieder sehr gedrückt und sogar traurig. Es fiel sichtlich schwer, das KLITORIS-TOOL anzunehmen. Margarte berichtete, dass in den Gesichtern eine große Distanziertheit abzulesen war und auch die Erkenntnis, dass die Vermittlung der FGM-Thematik im Heimatland sehr schwierig werden würde. Als die medizinischen Folgen und Risiken besprochen wurden, waren die Frauen deutlich überrascht - diese Inhalte waren ihnen neu und erzeugten Sprachlosigkeit; waren sie doch vermutlich selbst Opfer der Praktik.

Diese Trainingswoche war herausfordernd, spannend und lehrreich zugleich. Mussten wir auf einige methodische Elemente, wie z.B. Lockerungs-Spiele oder Icebraeker verzichten, da die Simultanüberstzung dies nicht zuließ, war ich vom Vertrauenszuwachs zum Ende der Woche hin sehr positiv überrascht. Berührt war ich von der Frage einer Teilnehmerin an Mama Margaret über ihre eigene Gesundheit, da sie eine Genitalverstümmelung erlitten hatte und nach der Geburt nie wieder zugenäht wurde. Dies war ein großer Beweis davon, dass unser Programm wirkt und wir auch eine gute Bindung zu den Teilnehmer*innen herstellen konnten.

Gabriel Maina, RAIN WORKER-Trainer

Eindrücke aus dem RAIN WORKER-Beginner Training von WDC

Erlebe, wie unsere Trainer*innen arbeiten, Wissen vermitteln und künftige Multiplikator*innen für ganzheitliches Aufklärungswissen, Frauenempowerment und Menschenrechte begeistern!

Trainer Gabriel Maina musste angesichts der rudimentären Seminarsaal-Ausstattung bescheiden und flexibel vorgehen: es gab keine Beamer oder Flipcharts - die Wände waren die einzigen 'Präsentationsflächen'. Als routinierter Vortragender, der allerlei Trainingsbedingungen kennt, konnte dies seiner Motivation keinen Abbruch tun!

Mohamed Adaan, Koranlehrer, präsentierte seinen WDC-Kolleg*innen kompetent den weiblichen Zyklus mit dem ZYKLUS-TOOL 'Babykette' und dem 'LittleMom' Uterus-TOOL.

Trainerin Margaret und WDC-Hebamme Safiyo Adaan klären gemeinsam über FGM, die verschiedenen FGM-Typen und vor allem die großen gesundheitlichen Risiken auf. Das KLITORIS-TOOL unterstützt die Wissensvermittlung.

Absisolon Mohammend, ebenfalls Koranlehrer, 'gestand' nach der FGM-Aufklärung erleichtert, dass er sich gegen FGM bei seinen Töchtern entschieden habe.

Das Thema FGM beschäftigte die Gruppe sehr. Besonders betroffen waren die Frauen - die vermutlich allesamt Opfer waren, vor allem, als sie über die Risiken für Mutter und Kind bei Schwangerschaft dun Geburt aufgeklärt wurden. Sie hatten all dies einfach nicht gewusst!

Schüchtern und zurückhaltend wurden die Genitalkomplexe gemalt...

...und vor der Gruppe erklärt. Ein*e zertifizierte*r RAIN WORKER MUSS Schamfrei über die genitale Gesundheit von Frau und Mann in der Öffentlichkeit sprechen können.

Trainer Gabriel Maina, WDC-Geschäftsführer Hassan Ali Issak und Trainerin Margaret Weithea-Bachlechner arbeiteten gut zusammen, um eine erfolgreiche RAIN WORKERS-Basisausbildung durchzuführen.

Und, Hassan beteiligte sich ebenfalls engagiert an der Demonstration der TEACHING TOOLS. Hier erklärte er das KLITORIS-TOOL

Das Beginner-Training ist vorbei! Das Team von WDC hat die erste Etappe der RAIN WORKERS-Ausbildung gemeistert! 👏🏾👏🏾 Für die folgende Phase der Wiederholung im Selbststudium wünschen wir viel Ausdauer und Motivation!

Über diese Organisation

Die NGO 'The water and development committee (WDC)' ist eine gemeinnützige Organisation, die 1996 gegründet wurde und hauptsächlich in der südlichen Zentralregion Somalias tätig ist. Die Organisation ist regierungsunabhängig, unpolitisch, überparteilich und gemeinnützig und engagiert sich für die Bereitstellung von Programmen, die den Grundbedürfnissen der Gemeinschaft in Bezug auf die aktuelle Situation in Somalia und darüber hinaus gerecht werden.

Nach dem Sturz der Zentralregierung in Mogadischu im Jahr 1991 und der anschließenden Ausbreitung bewaffneter Stammesmilizen, Warlords und extremistischer Gruppen, die die gesamten sozialen, wirtschaftlichen, administrativen und kommunalen Einrichtungen völlig zerstörten, führten diese bewaffneten Gruppen die Gesellschaft in einen Teufelskreis aus Krieg, Vertreibung, Tod, Hunger und Krankheit. Die internationalen Agenturen hatten es eilig zu helfen, blockierten die oben genannten bewaffneten Gruppen, und folglich etablierte sich die Idee der Gründung einer lokalen Nichtregierungsorganisation. So wurde die Entstehung von WDC im Jahr 1996 realisiert, humanitäre und Entwicklungsprojekte in den südlichen Regionen des somalischen Bundesstaates Juba in den Regionen des Bundesstaates Juba und in den Distrikten durchzuführen, die bisher das Leben von Hunderten und Tausenden von Menschen zum Besseren verändert haben.

WDC unterstützt bedürftige Gemeinden bei der Durchführung von Aktivitäten , die unsere Mission, Vision und Ziele für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung widerspiegeln. Die Organisation ist bestrebt:

  • Wasser für alle verfügbar zu machen, die sanitären Einrichtungen und die Hygiene auf das bestmögliche Niveau zu bringen,

  • die Lebensgrundlagen der Armen und Mittellosen zu verbessern,

  • Frauen und Schwache zu stärken und

  • mit den lokalen Zielgruppen zusammenzuarbeiten, um schlechte sanitäre Einrichtungen, Hunger, Armut, Ungerechtigkeit und Ungleichheit zu überwinden.

So hilfst du

RAIN WORKERS sind engagierte Frauen und Männer, die unsere Trainer*innen nach unserem ganzheitlichen Bildungsprogramm "Knowledge as a Chance" in 1,5-jähriger Ausbildung qualifiziert haben. Sie verbrieten niederschwellig, kostenlos, in der lokalen Sprache in ihren Dorfgemeinschaften, Schulen,... wichtiges Aufklärungswissen und bekämpfen dadurch u.a. Teenagerschwangerschaften, weibliche Genitalverstümmelung, HIV-Infektionen, ungewollte Schwangerschaften, Benachteiligung von Frauen und Mädchen. Ihre Bildungsarbeit benötigen sie durchschnittlich € 30,- / Monat - da sind Honorar, Mobilität, Bewerbung kostenloser Sensibilisierungen in Dörfern, "Sesselmieten" enthalten. Deine RAIN WORKER-Pat*innenschaft ermöglicht diese Arbeit, macht sie sicher und planbar!

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