Aufklärung als Hebel
Was Österreich vom Globalen Süden lernen kann
von Patricia Otuka-Karner, Kommunikation und Fundraising bei THE RAIN WORKERS
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von Patricia Otuka-Karner, Kommunikation und Fundraising bei THE RAIN WORKERS
„Heast, am besten ist, die jungen Leute haben gar keinen Sex. Ich meine, Frauen haben eh nie Lust. Außerdem wissen sie nicht, was sie wollen. Die sind hormongesteuert. Das macht sie hysterisch. Überhaupt bei Vollmond. Weil da haben sie ja alle ihre Periode.“ So beginnt unser aktueller Radiospot. Eine Frauenstimme kontert genervt: „Verstaubte Ansichten über den weiblichen Körper gibt es überall. Lass Wissen regnen.“
Der Spot karikiert überholte Klischees – und zeigt gleichzeitig ein Problem, das sich auch in Österreich erstaunlich stabil hält. Sexuelle Aufklärung, Gleichberechtigung und Gewaltprävention stoßen nach wie vor auf Mythen, Scham und Widerstand. Und das, obwohl längst klar ist: Wo Wissen fehlt, entstehen Abwertungen, Abhängigkeiten und Gewaltspiralen.
Allzu oft blickt man in Österreich noch leicht abwertend auf den Globalen Süden – etwa bei Themen rund um sexuelle und reproduktive Gesundheit. Dabei könnte Österreich von Regionen lernen, die unter schwierigen Bedingungen wirksame Modelle entwickelt haben. In Kenia oder Uganda zeigt sich: Aufklärung funktioniert nur, wenn Männer von Anfang an einbezogen werden. Teams wie jene von uns arbeiten als Mann-Frau-Duos, weil echte Verhaltensänderung nur gemeinsam gelingt. Sie vermitteln Wissen in lokalen Sprachen und auf Augenhöhe, oft in intensiven Diskussionen – etwa über den weiblichen Zyklus, Lust und deren zyklusbedingte Veränderungen. Das stärkt Frauen, die ihren Körper besser kennenlernen, und informiert Männer, von denen manche fälschlich glauben, eine Frau ohne Lust sei untreu – eine Einstellung, die in den Projekten oft mit Fällen häuslicher Gewalt verbunden ist.
Auch in Österreich begünstigen toxische Vorstellungen über Weiblichkeit, Sexualität und Kontrolle nach wie vor oft Gewalt. Männliche Jugendliche sind in der Präventionsarbeit noch immer unterrepräsentiert. Es wird Zeit, dass sich das ändert.
In vielen afrikanischen Ländern erfolgt Sexualbildung dort, wo das tägliche Leben stattfindet, etwa auf Dorfplätzen, Sportfeldern oder bei einem Zusammentreffen im Schatten eines Baumes. Der Zugang ist niedrigschwellig und lebensnah. Die Angebote in Österreich hingegen sind oft institutionell und formalisiert. Man findet sie in Klassenzimmern, Beratungsstellen oder via Informationsbroschüren. Das ist alles wichtig, aber zu selten findet Aufklärung im Alltag statt: in Jugendvereinen, Sportklubs, Sommerlagern oder Moscheen und Kirchen. Feriencamps behandeln Themen wie Internetsicherheit, Natur oder Medienkompetenz aber Sexualaufklärung und Gewaltprävention sind dort nach wie vor praktisch unsichtbar. Was hingegen sichtbar ist, sind patriarchale Narrative. Im öffentlichen Raum, in Werbeslogans, Sprüchen, Witzen, politischen Wortmeldungen.
Wer also ernsthaft Gewaltprävention will, muss Aufklärung radikal breiter denken: Männer und Burschen konsequent einbeziehen, Wissen aus den Schulen und Beratungsstellen hinaus in die Community bringen, andere Stakeholder als Verbündete gewinnen und Ferienlager und Freizeitangebote nutzen, um Menschen dort zu erreichen, wo sie offen und neugierig sind. Wenn wir Aufklärung als das begreifen, was sie ist, nämlich ein zentraler Baustein gegen Gewalt und Ungleichheit, dann lautet die logische Konsequenz: Lassen wir Wissen regnen. Nicht nur in Kampagnen, sondern im Alltag.
Dieser Text wurde als Gastkommentar in der Tageszeitung Die Presse erstveröffentlicht.